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"Was ist der beste Weg, um Schauspieler zu werden?"


Foto: Sylvia Galasch

27. November 2012

Am 27. November wurde auf Einladung der ZAV im Landestheater Neuss diskutiert.

Mit dabei: Norbert Ghafouri (Vorstandsvorsitzender des VdpS und Filmschauspielschule Berlin), Meinhardt Zanger (Intendant, Wolfgang Borchert Theater Münster), Frau Jahnke (Intendantin Rheinisches Landestheater), Bettina Milz (Staatskanzlei NRW, Referat Musik und Theater), Stefan Keim (Moderator, WDR), Frau Dr. Becher (ZAV/Geschäftsbereichsleitung) sowie (rechts daneben, nicht mehr auf dem Bild) Herr Bolwin (Vorsitzender des deutschen Bühnenvereins) und Herr Professor Georgi (Hochschule f. Musik, Theater u. Medien Hannover; Vorsitzender der SKS.)

Diese Diskussion fand auf Einladung und Initiative der ZAV statt. Die Frage lautete: "Was ist der beste Weg, um Schauspieler zu werden: privat, staatlich oder gar keine Ausbildung?"

Das Fazit fiel aus wie erwartet: Ja, auch auf den wenigen guten privaten Schauspielschulen werden gute Schauspieler ausgebildet – wenn es aber geht, engagieren die Theaterverantwortlichen lieber Absolventen von staatlichen Schulen, und bereits für diese gäbe es allerdings nicht genügend Vakanzen auf dem Markt (freie Stellen an Theatern.)

Der ZAV, so Frau Dr. Becher, Leiterin der Künstlervermittlung innerhalb der ZAV Deutschland, seien in diesem Jahr nur 60 Vakanzen für Anfänger gemeldet worden; dem gegenüber stünden 220 Absolventen von staatlichen Schulen und weitere von privaten Schulen. Allerdings werden laut Titus Georgi der ZAV nicht alle Vakanzen gemeldet. Viele Theater engagieren ihre Schauspieler ohne die ZAV.

Insgesamt keine komfortable Situation für einen jungen Schauspieler. Für die Absolventen privater Schulen und die privaten Schulen selbst bleibt es eine Herausforderung, mit zusätzlichem persönlichem Einsatz um Aufmerksamkeit und ihre Engagements zu kämpfen.

Der VdpS leistet hierfür gute Dienste und wurde als Initiative allgemein begrüßt. Dennoch hält sich das Vorurteil gegenüber privater Ausbildung hartnäckig.
Das Interesse der staatlich subventionierten Theater an Absolventen von privaten Schulen ist nach wie vor gering und von persönlichen Kontakten geprägt.

Insgesamt ist die Situation für Schauspieler in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern jedoch sehr gut. Herr Bolwin vom deutschen Bühnenverein berichtet, dass im Jahr 2012 2000 Festverträge gemeldet wurden und sich die Anzahl der Gastverträge für Schauspieler verdreifacht hat.

Film und Fernsehen werden von den anwesenden Theaterverantwortlichen nach wie vor als die minderwertigen kleine Schwestern der großen Theaterkunst betrachtet – und als nicht ausbildungsrelevant.

Dieser Ansicht hat Norbert Ghafouri deutlich widersprochen und als zeitgemäße Beispiele auf staatlicher Seite die HFF Potsdam und die AdK Ludwigsburg benannt, die Film und Fernsehen in die Ausbildung integriert haben.
Immerhin äußerte sich Herr Georgi betrübt darüber, den Film- und Fernsehbereich nicht stärker in die eigene Ausbildung in Hannover einbinden zu können.

Für die anwesenden Diskutanten wurde eine Ausbildung an einer staatlichen Schule als grundsätzlich gut betrachtet, eine gute Ausbildung an einer guten privaten Schauspielschule jedoch durchaus als mögliche Alternative angesehen. Es käme jedoch auf die Schule an.

Es gebe, so Herr Bolwin, die Überlegung, gute private Schauspielschulen erkennbar zu machen durch eine externe Zertifizierung, und zwar nach dem Vorbild des VdpS.

Insgesamt gilt: Egal, von welcher Schule ein Schauspieler kommt – nach zwei bis drei Jahren wird es für alle Schauspieler gleich schwer, sich am Markt zu behaupten, da der Vorteil preiswerter Anfängergagen weg fällt.

Fazit: Es ist schwer, aber nicht aussichtslos – und besser als anderswo.

Der WDR-Hörfunk hat die Veranstaltung aufgezeichnet und will sie zeitnah in der Sendung "Kulturpolitisches Forum"/WDR3 bringen.